Ostermarsch für den Frieden

Heute war ich auf dem Ostermarsch für den Frieden in Ohrdruf. Etwa 50 Menschen sind dazu gewandert, von der Trinitatiskirche Ohrdruf zum Eingangstor des Truppenübungsplatzes. Dort fand eine weitere Kundgebung statt. Dort habe ich im Namen der Evangelischen Jugend EKM einen Redebeitrag halten dürfen.

Schwarz und weiß, innen und außen, mein Volk und dein Volk. Negative Vorstellungen gegenüber anderen Herkunftsländern. Es sind negative Einstellungen gegenüber mir fremden Einstellungen. Es sind negative Gefühle gegenüber mir unbekannten Verhaltensweisen. Sie bauen Abneigung und nähren unsere Distanz. Es sind Feindbilder. Wir sind die Guten. Die anderen, die Fremden, sind die Bösen. So einfach redet, wer nur unsere Perspektive im Blick hat. So einfach kann es sein im Dualismus der Politiker. In den schwarz-weißen Vostellungen von Populismus.
Es sind Feindbilder, die uns hindern auf Menschen zuzugehen und ihnen zu begegnen. Sie schaffen ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, das andere Menschen ausgrenzt und stigmatisiert. Feindbilder, festgemacht an Vorurteilen und geschickt ausgenutzten Propaganda.
Feindbilder mit Wölfen und Löwen und Bären auf der einen Seite und Böcken und Lämmern und kleinen Kindern auf der anderen Seite. Unsere Waffen sind immer nur zum Schautz unserer persönlichen und nationalen Grenzen. Die Waffen der anderen aber sind hinterhältig und bedrohen unseren Frieden. Einen Frieden, der nur die eigene Perspektive im Blick hat.
Aber Frieden, wirklicher Frieden geht so viel tiefer, schaut so viel weiter.
Echter Frieden braucht keine Waffen. Keine Rüstung. Keine Provokation. Keine Gewalt.
Echter Frieden bedarf viel weniger als zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes; und dennoch so viel mehr.
Er kostet uns Zeit, Geduld, Worte, ein offenes Herz.

“Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden fortan nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken.”

Welch fantastisches Bild. Frieden ohne Waffen. Gerade in dieser gewalttätigen Zeit, in der 59 Raketen auf Syrien abgefeuert worden, in der eine gewaltige, nie zuvor eingesetzte Bombe zu Frieden in Afghanistan durch gewaltige Zerstörung ungeahnter Ausmaße führen soll, in der Kriegsschiffe einen brutalen Schlag an der Küste Nordkoreas vorbereiten, ist es wichtig, mit unseren starken Waffen dagegen zu halten.
Müssen unsere Waffen Glaube, Liebe und Hoffnung heißen. Wir müssen ,so wie wir es heute tun, im kleinen beginnen und zeigen, dass wir diesen Weg des Blutvergießens nicht mitbeschreiten wollen.
Vor rund zwei Wochen haben sich Evangelische und Katholische Jugend hier in Thüringen in einer gemeinsamen Erklärung selbstverpflichtet, für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einzustehen.
Gerade auch das Kugelkreuz, das das Zeichen der Evangelischen Jugend ist, verpflichtet dazu. War es in der dunklen Zeit des Dritten Reiches doch das Symbol der bekennenden Kirche.
Martin Niemöller, Pfarrer der Bekennenden Kirche predigte einst:

“Gott fragt nicht, was der Frieden kosten darf, sondern er zahlt den ganzen Preis – ohne mit uns ins Handeln zu kommen und ohne mit uns einen Kompromiss abzustimmen.”

Ich habe dieses Gottvertrauen und gehe mit dieser Gewissheit auch in die heutige Osternacht.
Ich vertraue darauf, dass es Frieden geben kann. Aber Frieden ist keine einseitige Sache. Umso wichtiger ist es daher, mit gutem Beispiel voran zu schreiten. Jetzt anstatt aufzurüsten das genaue Gegenteil zu tun: Abzurüsten. Mit offenen Armen Außenpolitik zu betreiben und anstatt Fäuste lieber versöhnliche Worte sprechen zu lassen.
Ein Gedicht hat mich zu diesem Thema sehr beschäftigt. Es stammt von Wilhelm Busch und heißt “Bewaffneter Friede”

Ganz unverhofft an einem Hügel
sind sich begegnet Fuchs und Igel.
Halt, rief der Fuchs, du Bösewicht!
Kennst du des Königs Order nicht?
Ist nicht der Friede längst verkündigt,
und weißt du nicht, daß jeder sündigt,
der immer noch gerüstet geht?
Im Namen seiner Majestät,
geh her und übergib dein Fell,
Der Igel sprach: Nur nicht so schnell.
Laß dir erst deine Zähne brechen,
dann wollen wir uns weiter sprechen!
Und allsogleich macht er sich rund,
schließt seinen dichten Stachelbund
und trotzt getrost der ganzen Welt,
bewaffnet, doch als Friedensheld.

Die Reaktion des Igels ist durchaus verständlich. Die Frage ist nur, wie er reagieren würde, wenn der Fuchs ihm ohne seine Zähne entgegen träte.
Wahrscheinlich würde auch er abrüsten und einer respektvollen koexistenz stünde nichts mehr im Wege.
Auch wenn sich die Bundesrepublik Deutschland gern in der Rolle des Igels sieht, ist sie es nicht. Sie ist der Fuchs. In Afghanistan, Syrien, dem Irak, dem Libanon, dem Sudan, Somalia und an vielen weiteren Orten.
Es ist höchste Zeit, die Reißzähne abzulegen und auf den Igel zuzugehen. Dann wird auch er seine Stacheln ablegen.
Darauf vertraue ich. Gerade auch an Ostern.

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